"Ich kann deinen Herzschlag hören." - Teil 2

"Ich kann deinen Herzschlag hören."
Teil 2

Jetzt geht's weiter!
Ich freue mich wieder über Feedback in den Kommentaren! :)


Arthura
Nebeneinander gehen wir zur Tür, die in die große Halle von Jorrvaskr führt. Vilkas sagt kein Wort. Er sieht mich nicht einmal an. Farkas dagegen kommt, als wir die Halle betreten, freudestrahlend auf mich zu und sagt: "Wie ich sehe, habt Ihr meinen Bruder bereits kennengelernt und da ihr beide gemeinsam zum Hinterhof geht, scheint Ihr nur noch einen Kampf von einer Mitgliedschaft bei uns entfernt zu sein, habe ich recht?" Als Antwort nicke ich. Ich wusste es, dass die beiden Geschwister sind! Zwillingsbrüder! Nur eben, dass Vilkas nicht so kräftig ist. Zumindest wirkt es nach außen hin so. Die Tatsache, dass er allerdings einen Zweihänder führt, lässt ihn dann doch wieder stark erscheinen. "Ja, sieht so aus.", ergänze ich noch zu meinem Nicken. Farkas lächelt und hält Vilkas und mir die Tür auf. Es ist bereits Mittag und die Sonne strahlt auf den Hinterhof. Umringt von Zielscheiben für die Bogenschützen und anderen Mitgliedern der Gefährten, die mit jeder Sekunde mehr werden, stellt sich Vilkas kampfbereit auf. Er zückt seinen Zweihänder und ich mache es ihm nach. Meine Hände kribbeln, als ich meine Klinge gegen Vilkas richte. Ich atme tief ein und aus und lasse meinen Gegner nicht aus den Augen. "Keine Sorge, Mädchen. Ihr könnt ruhig versuchen, mich zu verletzen. Ich habe damit keine Probleme.", sagt Vilkas und schaut mich dabei provozierend an. Ich warte einige Sekunden, bis noch mehr Menschen um uns herum stehen und zusehen. "Worauf wartest du?", fragt er dann etwas ungeduldiger. Nicht einmal drei Sekunden später führe ich meinen ersten Schlag aus, den Vilkas sofort pariert. Okay, neu Kraft sammeln ist jetzt angesagt. Ich bereite mich auf den nächsten Schlag vor, doch ehe ich ihn ausführen kann, kommt mir Vilkas zu vor. Er trifft mich leicht an der linken Schulter, was mich kurzzeitig aus der Fassung bringt. Ich richte mich erneut auf und schlage dieses Mal blitzschnell zu, ohne Vilkas Zeit zu geben, seinen nächsten Angriff vorzubereiten. Dieses Mal treffe ich ihn auch, an der rechten Schulter allerdings. "Sehr gut!", ruft Farkas von weiter hinten. Seine genaue Position kann ich nicht deuten, denn ich muss mich auf einen erneuten Schlag von Vilkas vorbereiten. Jetzt pariere ich mit meiner Klinge. Ich halte sie so kraftvoll vor meinen Kopf, sodass Vilkas jetzt direkt vor mir steht und mir auf gleicher Augenhöhe in die Augen blickt. Seine Augen leuchten gelb, nein, golden. Obwohl wir gerade mitten im Kampf sind, spüre ich einen gewissen Hauch von Beschützer. Ich kann es nicht deuten. Aber ich mache mir deswegen auch keine Gedanken, sondern schlage die Klinge direkt in die Richtung seines Bauches und treffe diesen auch. Vilkas taumelt nach hinten, startet aber direkt wieder zu einem Gegenangriff über. So geht das einige Minuten weiter. Immer wieder treffen wir uns gegenseitig oder parieren die Schläge. Am Schluss sind wir beide erschöpft und keiner wirft seine Klinge zu Boden. Plötzlich mischt sich Kodlak ein: "Genug jetzt. Ihr seid beide hervorragende Kämpfer, die ihre Fähigkeiten besser im direkten Kampf einsetzen. Arthura, du bist hiermit als Mitglied der Gefährten aufgenommen. Komme bitte morgen Nachmittag zu mir in meine Gemächer und ich werde dir einiges über uns erzählen. Vilkas, zeige ihr bitte, wo sie ihr Zimmer findet, damit sie sich ausruhen kann. Du solltest dich auch hinlegen! Ich bin schon vom Zuschauen müde geworden.", sagt Kodlak lachend und geht zurück zum Eingang von Jorrvaskr.
Erleichtert atme ich aus. Ich habe es tatsächlich geschafft! Ich habe Vilkas gegenüber Stand gehalten! Und er ist ebenfalls aus der Puste! "Gut gekämpft, Arthura.", sagt Farkas lachend und beißt in ein Stück Fleisch. Das Fleischstück sieht gekocht aus, allerdings wirkt es auf mich irgendwie anders. Es sieht anders aus, als gewöhnliches Fleisch. "Danke, Farkas.", antworte ich. "Weißt du, die Leute sagen, dass ich von Ysgramor die Stärke geerbt habe, mein Bruder Vilkas dagegen die Intelligenz. Zwar bin ich dadurch nicht dümmer als andere ...", bei diesem Satz wirft Farkas Vilkas einen bösen Blick zu, "... aber in gewisser Weise stärker. Dadurch ergänze ich mich aber auch hervorragend mit meinem Bruder. Was ich eigentlich sagen will ist: Gib ihm eine Chance. Auch, wenn er anfangs etwas zäh und kühl wirkt, steckt ein lieber Junge in ihm.", mit diesen Worten dreht sich Farkas um und folgt den anderen Gefährten zurück in die Halle. Nur Vilkas und ich bleiben im Innenhof zurück.

Irgendwie traut sich keiner von uns, zuerst mit dem Reden zu beginnen. Stattdessen stehen wir uns einfach nur gegenüber und schauen uns gegenseitig an. Irgendwie fasziniert er mich. Seine ruhige Art, aber doch steckt richtige Stärke in seinen Muskeln. Seine goldenen Augen haben meine fixiert und ich kann auch nicht anders, als die seinen anzusehen. So eine klare Farbe habe ich in noch keinen anderen Augen gesehen. Was ist nur los mit ihm? "Gut gekämpft, das muss man dir lassen.", beginnt er dann plötzlich das Gespräch. Überrascht von seinem Kompliment huscht mir ein Lächeln über das Gesicht. "Danke. Ich hatte auch einen guten Lehrmeister.", antworte ich. "Ja? Wen denn?", fragt er zurück. "Meine Eltern und meinen Bruder. Sie haben mir alles gelehrt, was ich wissen musste.", antworte ich. "Was ist aus ihnen geworden?", fragt Vilkas interessiert zurück, was mich etwas erstaunen lässt. "Meine Eltern sind spurlos verschwunden und auf der Suche nach ihnen wurde mein Bruder von einer Gruppe Sturmmäntel getötet.", antworte ich. "Oh, das tut mir leid.", antwortet Vilkas. Er räuspert sich. "Dann mal willkommen bei den Gefährten. Ich habe gleich mal eine Aufgabe für dich.", ergänzt er und gespannt warte ich auf seinen Auftrag. Ich soll ihm ein Schwert holen, dass der Schmied an der Himmelschmiede für ihn vorbereitet hat. Sobald ich wieder zurück bin, will er mir die Schlafräume zeigen. Obwohl ich ja mein eigenes Haus in Weißlauf habe, beschließe ich, die erste Nacht in Jorrvaskr zu verbringen. Alleine schon wegen dem Gefühl der Dazugehörigkeit und ich möchte die anderen Gefährten kennenlernen. Wenige Minuten später gehe ich auch schon mit dem richtigen Schwert in Vilkas' Gemächer und übergebe ihm es. "Danke. Das ging ja schnell.", antwortet er. Ich grinse. Plötzlich ist er ganz nett geworden. "Ich habe Aela angewiesen, dir deinen Schlafplatz zu zeigen. Ich bin zu müde dafür. Gute Nacht." Ehe ich antworten kann, hat er schon vor meiner Nase seine Zimmertür geschlossen.

Vilkas
Unglaublich. SIE ist unglaublich! Noch nie zuvor habe ich gegen jemanden gekämpft, die so stark war, wie ich selbst. Vielleicht lag es auch an der Waffe? Nein, es kommt auf die Stärke des Kämpfers an, nicht auf seine Klinge. Ich starre an die Wand. Ich? Jetzt einschlafen? Ich denke nicht einmal im Traum daran! Ich muss zuerst meine Gedanken sortieren. Arthura, eine Bretonin, hat heute Jorrvaskr betreten. Zu einer Zeit, an der ich nicht mehr an Wunder glaube oder nie vor hatte, das zu tun. Die Werwolfskräfte nehmen immer mehr meinen Körper und meine Seele in sich auf. Meine Augen sind golden durch die Kraft, die der Werwolf mir gibt. Aber ihre Augen sind auch golden. Oder habe ich mir das nur eingebildet? Ist sie vielleicht auch ein Werwolf? Zieht sie mich deswegen so magisch an? Nein, das kann nicht sein, Aela ist auch eine Werwölfin. Bei ihr spüre ich gar nicht dieses starke Verlangen. Plötzlich fällt mir ein, dass ich die Antwort vielleicht in einem meiner Bücher finden könnte, in dem über die Lykanthropie. Ich nehme es aus meinem Bücheregal heraus und lege mich damit auf mein Bett. Vielleicht finde ich hier die Antworten, die ich suche.

Arthura
Aela begrüßt mich bereits an Vilkas' Tür und bringt mich zum Schlafsaal der Gefährten-Neulinge. Gemeinsam mit drei anderen bin ich also hier einquartiert. Sehr schön. Ich fühle mich hier auf Anhieb wohl. Ich bedanke mich bei Aela, die meinen Dank mit einem Nicken annimmt und wieder geht. Danach beginnen wilde Gespräche mit den anderen Gefährten. Wir unterhalten uns über Sitten, Lebensweisen und die Vergangenheit, so lange, bis wir beschließen, uns schlafen zu legen. Dankbar für die netten Mitbewohner lege ich mich in mein neues Bett. Meine Gedanken vor dem Einschlafen sind allerdings nicht bei den Gesprächen der letzten zwei Stunden, sondern bei Vilkas. Erst war er irgendwie unfair zu mir, aber nach dem Kampf war davon nichts mehr zu spüren. Eher das Gegenteil. Ich schaue zu meinem Zweihänder, der vor meinem Bett am Beistelltisch angelehnt ist und fahre vorsichtig über das Heft. Er führt die gleiche Klinge, wie ich. Das muss einfach ein Zeichen sein. Lächelnd drehe ich mich auf den Rücken und schaue die Wand an. Etwas ist an ihm, irgendetwas, das ich erst noch deuten muss. Aber jetzt will ich mich erst einmal auf meine weitere Ausbildung vorbereiten und auf weitere Aufgaben, die mir die Gefährten noch geben werden.

Ende von Teil 2.

Fortsetzung folgt. :D
Freue mich wieder über Feedback.^^

Kommentar schreiben

Kommentare: 0