"Ich kann deinen Herzschlag hören." - Teil 1

Hey liebe Leser,
jetzt beginnt also meine erste Geschichte.
Ich bin mir sicher, dass jeder von uns seinen eigenen Lieblings-NPC hat.^^ Meiner ist Vilkas. Ich mag seine Art und seinen Charakter total.
Hier ist nun der erste Teil meiner etwas längeren Geschichte.
Sie trägt den Namen: "Ich kann deinen Herzschlag hören."
Und jetzt genug Vorgerede.^^ Los geht's!
Ich wünsche euch viel Spaß und würde mich anschließend riesig über euer Feedback (in den Kommentaren) freuen!

Viele Grüße
Anna

Arthura's Sicht
Als ich aufwache fällt mein Blick sofort auf die kleine Ritze im Dach. Jeden Morgen sehe ich sie und erinnere mich jedes Mal daran, dass ich dieses Loch schon längst verschwinden lassen wollte. Ich seufze. Lydia kommt zwar oft zu Besuch und besetzt auch so gut wie immer mein Schlafzimmer, aber das ist für mich noch lange kein Grund, sie damit zu beauftragen, diese Ritze zu beseitigen. Sie hat sowieso schon genug zu tun, wenn sie mit mir in den Kampf zieht. Außerdem stört mich das Leck im Dach sowieso kaum. Wenn der Wind geht, ist es angenehm kühl im Haus, wenn es regnet merkt man nichts davon und dennoch erinnere ich mich jeden Tag daran, wenn ich hier geschlafen habe, dass sie immer noch da ist. Aber sie hat auch ihre Vorteile: Durch sie kann ich erkennen, dass es bereits hell draußen ist und wir einen strahlenden, blauen Himmel haben. Schnell stehe ich auf und mache mich fertig für den Tag. Ich nehme meinen Zweihänder von der Wandhalterung und binde ihn mir an meinen Rücken. Mit genug Gold und Zaubertränken ausgestattet, verlasse ich mein Schlafzimmer, gehe die Treppe nach unten und höre schon von Weitem, dass Lydia mal wieder das frische Brot entdeckt hat. Sie sitzt genüsslich auf einem Stuhl am Lagerfeuer und ist das kostbare Brot. "Guten Morgen, Lydia.", sage ich zu ihr, gehe zum Tisch in der Küche und nehme mir ein zweites Brot. Ich werde es essen, während ich durch Weißlauf gehe. Dadurch kann ich Zeit sparen. "Guten Morgen, mein Thane. Ich bin Euer Schwert und Euer Schild. Wann brechen wir auf?", antwortet sie. "Ach, du kannst noch hier bleiben und auf das Haus aufpassen. Ich mache nur eine morgendliche Runde in Weißlauf. Ich sehe nach dem Rechten, rede mit ein paar Wachen und so weiter. Bleib du ruhig hier. Ich sage dir schon bescheid, wenn wir aufbrechen, ja?", sage ich und gehe zur Tür. Ich höre gerade noch ein "Alles klar.", von Lydia, ehe die Tür hinter mir ins Schloss fällt.

Als ich den Marktplatz von Weißlauf betrete, kommen mir alle gewöhnlichen Gerüche in die Nase. Ich höre die Marktleute ihre Werbung für ihre Stände rufen und ich höre die Schwertklingen der Wachen, die, bei jedem Schritt, den sie gehen, gegen ihre Rüstung krachen. Alles ganz normal. Ich beschließe hoch zu dem alten Baum zu gehen, wo für gewöhnlich der Prediger vor der Talos Statue seine morgendlichen Werbungs-Slogans von sich schleudert. Wie mich dieser Kerl aufregt. Er behauptet, das Kaiserreich würde nichts tun, aber genau das Gegenteil ist der Fall! Ich denke wieder zurück an meinen Bruder. Wie konnte es nur so weit kommen? Die Sturmmäntel haben ihn eines Nachts getötet, als wir auf der Jagd nach Wild waren. Meine Seite im Bürgerkrieg kenne ich ganz genau: Das Kaiserreich. Und ich halte Weißlauf die Treue. Ich bin schon viel herumgekommen in Himmelsrand, aber nirgendwo hat es mir so sehr gefallen, wie in Weißlauf. Manchmal komme ich mir allerdings etwas einsam vor. Ich habe nur Lydia an meiner Seite und sie auch nur, weil der Jarl mich zu ihrem Thane erklärt hat. Aber Lydia und ich verstehen uns schon ganz gut und dennoch: Es ist nicht das Gleiche.

Als ich den alten Baum erreiche, höre ich wütende Schreie aus dem Haus daneben. Das Ehepaar, das dort haust, führt offenbar einen kleinen Streit. "Ich habe dir schon tausendmal gesagt, dass du das Gatter nicht offen stehen lassen sollst! Dieser Ochse ist schon wieder abgehauen!", ruft der Mann sauer. "Tut mir Leid, das war nicht meine Absicht. Außerdem bin ich mir ganz sicher, dass ich den Zaun geschlossen hatte!", kontert seine Ehefrau. "Ach, so ein Quatsch. Du siehst doch, dass er weg ist! Und wie sollen wir jetzt überleben? Dieser Ochse gibt uns alles, was wir zum Leben und Gold verdienen brauchen! Und jetzt? Ja, jetzt ist er weg!" Die Frau bricht in Tränen aus. Tja, andererseits ist es gar nicht so verkehrt, wenn man nicht mit einem Mann unter einem Dach wohnt ... Wobei ich mir sicher bin, dass es bei mir ganz anders laufen würde. Ich bin eine Kriegerin. Mein Ehepartner muss mindestens das Gleiche sein, wie ich. Wir verdienen uns dann mit unseren Kämpfen das nötige Kleingeld. Alles andere ist für mich undenkbar. Mit Schaudern denke ich an die Taverne "Zum zwinkernden Skeever" in Einsamkeit zurück. Der Sohn des Besitzers, Sorex Vinius, hat mich mal angeflirtet, als ich ein Amulett von Mara getragen habe. Er hatte eine entsetzliche Met- und Bier-Fahne zugleich, sodass mir richtig schlecht geworden war. Erst fand ich es ganz interessant, dass er mich fragt. Dann fiel mir aber ein, dass er ein einfacher Tavernen-Besitzer ist und ich eine gut ausgebildete Kriegerin bin und dass somit aus uns nichts werden würde. Wir wären beide unglücklich und das will niemand. Vor allem, wenn du mit jemandem hier den Bund der Ehe eingehst, dann für immer. Ob ich diesen Typen für immer und ewig ausgehalten hätte, wage ich zu bezweifeln. Ein Schlag holt mich in die Realität zurück. Der Mann wirft mit einem Holzeimer nach seiner Frau, die entsetzt ihre Schürze auf den Boden wirft und ins Haus flüchtet. Was sind denn das hier für Zustände?! Ich will gerade zu dem Mann eilen und schlimmeres verhindern, als mich eine Stimme davon zurückhält. Ich drehe mich nach rechts und sehe einen großen, kräftigen Mann auf den wütenden Ehemann zu gehen. In seiner Hand hält er ein Seil und an dessen Ende ist ein Ochse gebunden. Der entflohene Ochse! Zum Glück hat er ihn. Was wohl passiert wäre, wenn er nicht wieder aufgetaucht wäre? Ich mag es mir gar nicht vorstellen. Der Mann, der momentan der Held der Stunde ist, hat etwas längere braune Haare, ein freundliches Gesicht und Muskeln so weit das Auge reicht. Er trägt die gleiche Rüstung, wie ich, was mich anfangs etwas stutzig macht. Wo kommt der denn plötzlich her? "Entschuldigen Sie, Sir, hier ist ihr Ochse. Er hat im Hinterhof von Jorrvaskr nach etwas Fressbarem gesucht. Ein ziemlicher Halunke, dieser Ochse. Sie sollten ihn "Frechdachs" nennen. Er wollte gar nicht mehr von den wenigen Grasbüscheln weggehen." Statt einer Antwort oder einem einfachen "Danke" starrt der noch immer wütende Mann den freundlichen Ochsen-Retter an und bekommt keinen Ton raus. Erst nach wenigen Sekunden, nachdem er diese Überraschung verdaut hat. "Vielen Dank, Sir. Wer seid Ihr, wenn ich fragen darf?" Der Retter lächelt. "Mein Name ist Farkas, ich bin ein Anführer der Gefährten." Dem nicht mehr wütenden Ehemann klappt der Kinnladen herunter, genauso, wie mir. Ich habe zwar immer von den Gefährten gehört, bin aber nie auf die Idee gekommen, sie mal in Jorrvaskr besuchen zu kommen. Mich fasziniert die Geschichte von Weißlauf und als loyale Bürgerin weiß ich natürlich auch, dass Weißlauf nur wegen Jorrvaskr existiert. Früher war diese Halle eine Met-Halle, um die sich im Laufe der Zeit ein ganzes Dorf entwickelt hat. Bis hin zur Drachenfeste, in der der Drache Numinex von Olaf-Ein-Auge gefangen gehalten wurde. "Entschuldigen Sie, Sir. Es war nicht die Absicht meiner Frau, äh, unsere Absicht, dass der Ochse frei herum läuft. Wie können wir das je wieder gut machen?", stottert der inzwischen verunsicherte Mann vor sich hin. "Naja, sperrt diesen Ochsen einfach wieder in sein Gehege und schaut jeden Abend nochmal nach, ob das Gatter geschlossen ist. Dann kann auch das Gras in unserem Hinterhof wieder wachsen.", sagt Farkas lachend und dreht sich um, sodass er direkt vor mir steht. "Oh, hallo. Wir kennen uns auch noch nicht, habe ich recht? Mein Name ist Farkas. Ich gehöre zu den Gefährten.", er reicht mir bei diesen Worten die Hand. Verdutzt schaue ich ihn an. Wow, der ist wirklich nett! Ich räuspere mich und nehme seine Hand, die er augenblicklich zu seinem Mund zieht und auf meinen Handrücken küsst. Ich merke, wie meine Wangen rot anlaufen. "Mein Name ist Arthura, einfache Kriegerin von Weißlauf.", sage ich dann. "Eine Kriegerin? Gehörst du denn schon irgendwelchen Gruppen an? Söldnern? Der Kaiserlichen Armee oder gar den Sturmmänteln?" Als ich das Wort "Sturmmäntel" höre, werde ich wütend. Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und antworte ganz nüchtern: "Nein, ich bin mehr oder weniger auf mich allein gestellt und stehe auf der Seite von Weißlauf bzw. dem Kaiserreich.", antworte ich schlagfertig. Ich bin empört, dass mich jemand für einen Mitläufer der Sturmmäntel halten könnte. Darauf wirke ich gereizt. "Na prima. Komm doch mal vorbei bei uns in Jorrvaskr und schließe dich den Gefährten an! Eine so kräftige junge Kriegerin wie dich, ist bei uns stets willkommen! Wir erwarten dich.", sagt Farkas, dreht sich um und geht, ohne sich zu verabschieden, die Treppe nach oben zu seinem Zuhause. Mich lässt er überrascht zurück. Ich? Teil der Gefährten? Das wäre mir eine große Ehre! Fasst schon größer, als die Ehre, ein Drachenblut zu sein. Wobei ich beides mag, nein, beides liebe. Ich schaue mich nach rechts und links um, um sicherzugehen, dass er mit der Einladung auch wirklich mich gemeint hat und nicht irgendwen neben oder hinter mir. Aber da ist niemand. Er meinte mich. Ich beschließe, morgen nach Jorrvaskr zu gehen, um mir das alles mal genauer anzusehen.

Als ich am nächsten Tag aufwache, achte ich dieses Mal nicht auf die Ritze im Dach, sondern spüre jeden Muskel meines Körpers. Ich war so beeindruckt von Farkas' Auftreten und seiner Einladung, dass ich den Rest des Tages dazu genutzt habe, zu trainieren. Meine Kampftechniken, meine Schießkunst und mein Fachwissen. Ich denke, ich bin jetzt bereit, einen Besuch in Jorrvaskr zu machen. Wer weiß, vielleicht muss ich ja eine Aufnahmeprüfung machen. Mit großer Sicherheit muss ich dann kämpfen und da will ich natürlich vorbereitet sein. Lydia hat gestern mein Training beobachtet und mir von ihren Erfahrungen mit bestimmten Techniken erzählt. Deswegen hat sie heute von mir frei bekommen und nutzt diesen freien Tag mit Brot essen in meinem Schlafzimmer. Es hat sich also nichts geändert.
Gut gestärkt und kampfbereit verlasse ich das Brisenheim und mache mich auf den Weg nach Jorrvaskr. Als ich wenige Minuten später vor dem großen Gebäude stehe, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Wenn ich jetzt durch diese Tore gehe, ändert sich mein Leben schlagartig. Ich bin dann Teil einer Kämpfergruppe, ein weiterer Teil von Weißlauf. Es gibt nichts auf dieser Welt, was ich lieber wäre. Die Methalle vor mir wirkt jetzt noch viel größer als sonst. Das Schiff, das Jorrvaskr als Dach dient, ist nach wie vor gut erhalten und strahlt so farbenfroh, dass man meinen könnte, dass es eben erst in See gestochen wäre. Meine Hand kribbelt, als ich näher an eine der zwei großen Holztüren trete und als ich die Türklinke nach unten drücke, kribbelt mein ganzer Körper.

Das Innere von Jorrvaskr ist genauso, wie ich es mir immer vorgestellt habe: Es gibt drei große Tische, die als U-Form um eine große Feuerstelle aufgestellt sind. Auf ihnen befindet sich eine große Menge an Essen. Es ist alles dabei: Fleisch, Gemüse, Obst. Eins steht fest: Die Gefährten müssen nicht hungern. Überall stehen Kerzen, die für einen harmonische, fast romantische Stimmung sorgen. Das einzige, was dieses traumhafte Bild etwas verschlechtern lässt, ist das Kampfgeschrei, dass von der linken Ecke aus zu hören ist. Dort befindet sich eine Gruppe von Menschen, die sich im Kreis um zwei Kämpfer aufgestellt haben. Die Kämpfer haben keine Waffen in der Hand, sondern Kochtöpfe. Verwundert reibe ich mir die Augen. Was haben die denn für Kampfstile? Neugierig trete ich näher, bis ich das bekannte Gesicht von Farkas sehe. "Oh, da bist du ja. Ich habe mich schon gefragt, wann du wohl hier auftauchen wirst.", sagt er. Mir fällt auf, dass er mich plötzlich duzt und gar nicht mit "Euch" anspricht. Das finde ich irgendwie angenehmer. Zumindest, wenn er das sagt. "Ja. Ich konnte doch diese Einladung nicht abschlagen.", antworte ich grinsend. "Es freut mich, dass du dich den Gefährten anschließen willst. Gehe am besten nach unten in unseren Schlafbereich. Dort kannst du mit Kodlak, unserem Herold reden. Er wird entscheiden, ob du Mitglied bei uns sein darfst, oder nicht. Viel Glück.", sagt Farkas und widmet sich wieder dem Kochtopf-Kampf. Als er merkt, dass ich wie angewurzelt stehen bleibe und ein Teil meiner Aufmerksamkeit gerade auf den Kampf zwischen den beiden Gefährten ruht, dreht er sich nochmal um und sagt: "Wundert Euch nicht, die beiden müssen nur einen privaten Streit untereinander klären. Aber glaube ja nicht, dass das ohne Gewalt wäre! Diese Kochtöpfe können mindestens genauso viel Schaden anrichten, wie jeder Streitkolben. Und keine Sorge, du siehst kein Phantom, wenn du unten bist." Lachend dreht er sich wieder um. Ich schüttle meinen Kopf, um meine Gedanken zu sortieren. Was meint er damit? Und schluss jetzt mit Kochtöpfen. Ich habe mit meinem Zweihänder trainiert. Wenn sie mich im Kampf testen wollen, möchte ich es möglichst nicht mit Kochtöpfen zu tun haben. Egal, ob gefährlich oder nicht.
Noch immer leicht irritiert gehe ich die Treppe nach unten zum Schlafbereich der Gefährten. Vor mir ist nun ein langer Gang und ganz am Ende im hintersten Raum, kann ich zwei Stimmen hören. Ich trete näher und merke, wie mir die Spucke wegbleibt, als ich jemanden sehe, der Farkas wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Jetzt weiß ich, was Farkas vorher gemeint hat! Sind die beiden Brüder? Zwillingsbrüder? Anders als Farkas hat dieser Mann kürzere braune Haare, die ihm bloß bis zur Schulter gehen. Er sieht weniger kräftiger aus, als Farkas und ist mit Sicherheit auch kleiner als er. Ganz genau kann ich das nicht sagen, da er und der andere Mann auf einem Stuhl sitzen. Außerdem hat er eine etwas tiefere Stimme als Farkas und ihr Unterton ist momentan alles andere, als entspannt. Er wirkt verzweifelt. "Ich kann so nicht mehr weitermachen, Kodlak. Egal wo ich hin gehe, egal was ich tue, ich habe immer diesen Jagdtrieb in mir. Ich kann nachts nicht ruhig schlafen, ich halte das auf Dauer einfach nicht mehr aus." Das klingt gar nicht gut. Was ist nur los mit ihm? "Ich weiß, Vilkas, du musst mir noch etwas Zeit geben. Bald werde ich wissen, wie wir dieses Problem lösen können. Davon haben wir ja alle etwas." Vilkas scheint diese Antwort nicht genug zu sein. Ich merke, dass jetzt wohl der richtige Zeitpunkte wäre, einzutreten. Also mache ich das auch.

Vilkas (Kurzer Text aus der Sicht von Vilkas)
Die Gedanken der Jagd werden mit jedem Augenblick, mit jedem Atemzug stärker. Ich spüre, wie der Werwolf immer mehr Gestalt von mir annimmt. Wenn ich diesen Fluch nicht bald los werde, ist meine Seele verloren. Genauso wie die Seelen vieler anderer vor mir. Mein Körper beginnt zu zittern. Plötzlich höre ich Schritte, ein Geräusch von der Tür und mich durchfährt ein gewaltiger Blitzschlag, als ich in das Gesicht einer jungen Frau blicke. Sie hat lange braune Haare, goldene Augen und eine Statur, die der der Bretonen gleicht. Sie hat eine Kriegsbemalung am linken Auge und trägt die selbe Waffe an ihrem Rücken, wie ich. Was macht diese Bretonin denn hier? Wir können jetzt zu diesen Zeiten keine Fremden gebrauchen... und doch spüre ich eine Kraft ihn mir, die mich auf irgendeine Art und Weise, zu ihr hinzieht. Dieses Gefühl ist stärker als jedes Wolfsgeheul in mir und das macht mir Angst. Und ich höre etwas. Stärker, als ich es sonst höre, stärker, als ich meinen höre: Ihren Herzschlag.

Arthura's Sicht
"Hallo. Mein Name ist Arthura und ich bin hier, um mich den Gefährten anzuschließen.", schießt es aus mir heraus. Ich spüre, wie mich beide anstarren. Kodlak, der sogenannte Herold, hat lange graue Haare und eine spitze Nase. Beide sind stattliche Nord-Männer und beide haben einen höheren Rang im Kreis der Gefährten. Das sieht man ihnen schon auf dem ersten Blick an. Ich spüre, wie Vilkas mich anstarrt, aber ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Ist es Furcht? Arroganz? Mitgefühl? Irgendwie eine Mischung aus allem. "So, mein Kind, erst einmal willkommen in Jorrvaskr. Mein Name ist Kodlak Weiß-Mähne. Ich bin der Herold der Gefährten. Wir freuen uns über jeden Krieger, der sich den Gefährten anschließen will.", begrüßt Kodlak mich. "Ihr erwägt doch nicht etwa, sie aufzunehmen?", fragt Vilkas in diesem Augenblick. "Sicherlich. Allerdings will ich vorher ihr Kampfgeschick testen. Wie sieht's aus, Mädchen? Bist du gut im Kämpfen?", wendet sich Kodlak wieder an mich. Ich nicke und ergänze dann: "Ich denke schon, dass ich es mit einem guten Krieger aufnehmen kann." Auf Kodlaks Lippen bildet sich ein Lächeln. "Das werden wir gleich mal testen. Vilkas, gehst du bitte mit Arthura in den Hinterhof und testest ihr Kampfgeschick?", sagt der Grauhaarige. "Ich? Jetzt? Mit ihr?", fragt Vilkas zurück. "Ja, du hast mich richtig verstanden. Ich will wissen, was an ihr steckt. Dieses kriegerische Feuer, das jeder Krieger benötigt, ist bei ihr auf jeden Fall vorhanden.", sagt Kodlak und lächelt mir zu. Verlegen grinse ich. Vilkas steht widerstrebend auf und ich kann erkennen, dass er die gleiche Waffe, wie ich führt: Den Stahlzweihänder der Himmelsschmiede. Offenbar haben wir den gleichen Geschmack und vielleicht sogar auch die gleiche Stärke im Kampf. "Folgt mir.", sagt Vilkas, während er an mich vorbei geht. Mein Körper beginnt zu beben, wie noch nie zuvor bei einem anderen Mann. Was ist nur los mit mir?

ENDE von Teil 1

So, jetzt bin ich gespannt auf euer Feedback!
Danke für's Lesen. :D

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"Ich kann deinen Herzschlag hören." - Teil 2

"Ich kann deinen Herzschlag hören."
Teil 2

Jetzt geht's weiter!
Ich freue mich wieder über Feedback in den Kommentaren! :)


Arthura
Nebeneinander gehen wir zur Tür, die in die große Halle von Jorrvaskr führt. Vilkas sagt kein Wort. Er sieht mich nicht einmal an. Farkas dagegen kommt, als wir die Halle betreten, freudestrahlend auf mich zu und sagt: "Wie ich sehe, habt Ihr meinen Bruder bereits kennengelernt und da ihr beide gemeinsam zum Hinterhof geht, scheint Ihr nur noch einen Kampf von einer Mitgliedschaft bei uns entfernt zu sein, habe ich recht?" Als Antwort nicke ich. Ich wusste es, dass die beiden Geschwister sind! Zwillingsbrüder! Nur eben, dass Vilkas nicht so kräftig ist. Zumindest wirkt es nach außen hin so. Die Tatsache, dass er allerdings einen Zweihänder führt, lässt ihn dann doch wieder stark erscheinen. "Ja, sieht so aus.", ergänze ich noch zu meinem Nicken. Farkas lächelt und hält Vilkas und mir die Tür auf. Es ist bereits Mittag und die Sonne strahlt auf den Hinterhof. Umringt von Zielscheiben für die Bogenschützen und anderen Mitgliedern der Gefährten, die mit jeder Sekunde mehr werden, stellt sich Vilkas kampfbereit auf. Er zückt seinen Zweihänder und ich mache es ihm nach. Meine Hände kribbeln, als ich meine Klinge gegen Vilkas richte. Ich atme tief ein und aus und lasse meinen Gegner nicht aus den Augen. "Keine Sorge, Mädchen. Ihr könnt ruhig versuchen, mich zu verletzen. Ich habe damit keine Probleme.", sagt Vilkas und schaut mich dabei provozierend an. Ich warte einige Sekunden, bis noch mehr Menschen um uns herum stehen und zusehen. "Worauf wartest du?", fragt er dann etwas ungeduldiger. Nicht einmal drei Sekunden später führe ich meinen ersten Schlag aus, den Vilkas sofort pariert. Okay, neu Kraft sammeln ist jetzt angesagt. Ich bereite mich auf den nächsten Schlag vor, doch ehe ich ihn ausführen kann, kommt mir Vilkas zu vor. Er trifft mich leicht an der linken Schulter, was mich kurzzeitig aus der Fassung bringt. Ich richte mich erneut auf und schlage dieses Mal blitzschnell zu, ohne Vilkas Zeit zu geben, seinen nächsten Angriff vorzubereiten. Dieses Mal treffe ich ihn auch, an der rechten Schulter allerdings. "Sehr gut!", ruft Farkas von weiter hinten. Seine genaue Position kann ich nicht deuten, denn ich muss mich auf einen erneuten Schlag von Vilkas vorbereiten. Jetzt pariere ich mit meiner Klinge. Ich halte sie so kraftvoll vor meinen Kopf, sodass Vilkas jetzt direkt vor mir steht und mir auf gleicher Augenhöhe in die Augen blickt. Seine Augen leuchten gelb, nein, golden. Obwohl wir gerade mitten im Kampf sind, spüre ich einen gewissen Hauch von Beschützer. Ich kann es nicht deuten. Aber ich mache mir deswegen auch keine Gedanken, sondern schlage die Klinge direkt in die Richtung seines Bauches und treffe diesen auch. Vilkas taumelt nach hinten, startet aber direkt wieder zu einem Gegenangriff über. So geht das einige Minuten weiter. Immer wieder treffen wir uns gegenseitig oder parieren die Schläge. Am Schluss sind wir beide erschöpft und keiner wirft seine Klinge zu Boden. Plötzlich mischt sich Kodlak ein: "Genug jetzt. Ihr seid beide hervorragende Kämpfer, die ihre Fähigkeiten besser im direkten Kampf einsetzen. Arthura, du bist hiermit als Mitglied der Gefährten aufgenommen. Komme bitte morgen Nachmittag zu mir in meine Gemächer und ich werde dir einiges über uns erzählen. Vilkas, zeige ihr bitte, wo sie ihr Zimmer findet, damit sie sich ausruhen kann. Du solltest dich auch hinlegen! Ich bin schon vom Zuschauen müde geworden.", sagt Kodlak lachend und geht zurück zum Eingang von Jorrvaskr.
Erleichtert atme ich aus. Ich habe es tatsächlich geschafft! Ich habe Vilkas gegenüber Stand gehalten! Und er ist ebenfalls aus der Puste! "Gut gekämpft, Arthura.", sagt Farkas lachend und beißt in ein Stück Fleisch. Das Fleischstück sieht gekocht aus, allerdings wirkt es auf mich irgendwie anders. Es sieht anders aus, als gewöhnliches Fleisch. "Danke, Farkas.", antworte ich. "Weißt du, die Leute sagen, dass ich von Ysgramor die Stärke geerbt habe, mein Bruder Vilkas dagegen die Intelligenz. Zwar bin ich dadurch nicht dümmer als andere ...", bei diesem Satz wirft Farkas Vilkas einen bösen Blick zu, "... aber in gewisser Weise stärker. Dadurch ergänze ich mich aber auch hervorragend mit meinem Bruder. Was ich eigentlich sagen will ist: Gib ihm eine Chance. Auch, wenn er anfangs etwas zäh und kühl wirkt, steckt ein lieber Junge in ihm.", mit diesen Worten dreht sich Farkas um und folgt den anderen Gefährten zurück in die Halle. Nur Vilkas und ich bleiben im Innenhof zurück.

Irgendwie traut sich keiner von uns, zuerst mit dem Reden zu beginnen. Stattdessen stehen wir uns einfach nur gegenüber und schauen uns gegenseitig an. Irgendwie fasziniert er mich. Seine ruhige Art, aber doch steckt richtige Stärke in seinen Muskeln. Seine goldenen Augen haben meine fixiert und ich kann auch nicht anders, als die seinen anzusehen. So eine klare Farbe habe ich in noch keinen anderen Augen gesehen. Was ist nur los mit ihm? "Gut gekämpft, das muss man dir lassen.", beginnt er dann plötzlich das Gespräch. Überrascht von seinem Kompliment huscht mir ein Lächeln über das Gesicht. "Danke. Ich hatte auch einen guten Lehrmeister.", antworte ich. "Ja? Wen denn?", fragt er zurück. "Meine Eltern und meinen Bruder. Sie haben mir alles gelehrt, was ich wissen musste.", antworte ich. "Was ist aus ihnen geworden?", fragt Vilkas interessiert zurück, was mich etwas erstaunen lässt. "Meine Eltern sind spurlos verschwunden und auf der Suche nach ihnen wurde mein Bruder von einer Gruppe Sturmmäntel getötet.", antworte ich. "Oh, das tut mir leid.", antwortet Vilkas. Er räuspert sich. "Dann mal willkommen bei den Gefährten. Ich habe gleich mal eine Aufgabe für dich.", ergänzt er und gespannt warte ich auf seinen Auftrag. Ich soll ihm ein Schwert holen, dass der Schmied an der Himmelschmiede für ihn vorbereitet hat. Sobald ich wieder zurück bin, will er mir die Schlafräume zeigen. Obwohl ich ja mein eigenes Haus in Weißlauf habe, beschließe ich, die erste Nacht in Jorrvaskr zu verbringen. Alleine schon wegen dem Gefühl der Dazugehörigkeit und ich möchte die anderen Gefährten kennenlernen. Wenige Minuten später gehe ich auch schon mit dem richtigen Schwert in Vilkas' Gemächer und übergebe ihm es. "Danke. Das ging ja schnell.", antwortet er. Ich grinse. Plötzlich ist er ganz nett geworden. "Ich habe Aela angewiesen, dir deinen Schlafplatz zu zeigen. Ich bin zu müde dafür. Gute Nacht." Ehe ich antworten kann, hat er schon vor meiner Nase seine Zimmertür geschlossen.

Vilkas
Unglaublich. SIE ist unglaublich! Noch nie zuvor habe ich gegen jemanden gekämpft, die so stark war, wie ich selbst. Vielleicht lag es auch an der Waffe? Nein, es kommt auf die Stärke des Kämpfers an, nicht auf seine Klinge. Ich starre an die Wand. Ich? Jetzt einschlafen? Ich denke nicht einmal im Traum daran! Ich muss zuerst meine Gedanken sortieren. Arthura, eine Bretonin, hat heute Jorrvaskr betreten. Zu einer Zeit, an der ich nicht mehr an Wunder glaube oder nie vor hatte, das zu tun. Die Werwolfskräfte nehmen immer mehr meinen Körper und meine Seele in sich auf. Meine Augen sind golden durch die Kraft, die der Werwolf mir gibt. Aber ihre Augen sind auch golden. Oder habe ich mir das nur eingebildet? Ist sie vielleicht auch ein Werwolf? Zieht sie mich deswegen so magisch an? Nein, das kann nicht sein, Aela ist auch eine Werwölfin. Bei ihr spüre ich gar nicht dieses starke Verlangen. Plötzlich fällt mir ein, dass ich die Antwort vielleicht in einem meiner Bücher finden könnte, in dem über die Lykanthropie. Ich nehme es aus meinem Bücheregal heraus und lege mich damit auf mein Bett. Vielleicht finde ich hier die Antworten, die ich suche.

Arthura
Aela begrüßt mich bereits an Vilkas' Tür und bringt mich zum Schlafsaal der Gefährten-Neulinge. Gemeinsam mit drei anderen bin ich also hier einquartiert. Sehr schön. Ich fühle mich hier auf Anhieb wohl. Ich bedanke mich bei Aela, die meinen Dank mit einem Nicken annimmt und wieder geht. Danach beginnen wilde Gespräche mit den anderen Gefährten. Wir unterhalten uns über Sitten, Lebensweisen und die Vergangenheit, so lange, bis wir beschließen, uns schlafen zu legen. Dankbar für die netten Mitbewohner lege ich mich in mein neues Bett. Meine Gedanken vor dem Einschlafen sind allerdings nicht bei den Gesprächen der letzten zwei Stunden, sondern bei Vilkas. Erst war er irgendwie unfair zu mir, aber nach dem Kampf war davon nichts mehr zu spüren. Eher das Gegenteil. Ich schaue zu meinem Zweihänder, der vor meinem Bett am Beistelltisch angelehnt ist und fahre vorsichtig über das Heft. Er führt die gleiche Klinge, wie ich. Das muss einfach ein Zeichen sein. Lächelnd drehe ich mich auf den Rücken und schaue die Wand an. Etwas ist an ihm, irgendetwas, das ich erst noch deuten muss. Aber jetzt will ich mich erst einmal auf meine weitere Ausbildung vorbereiten und auf weitere Aufgaben, die mir die Gefährten noch geben werden.

Ende von Teil 2.

Fortsetzung folgt. :D
Freue mich wieder über Feedback.^^

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"Ich kann deinen Herzschlag hören." - Teil 3

"Ich kann deinen Herzschlag hören."
Teil 3

Arthura
Als ich aufwache, spüre ich gleich heftige Rückenschmerzen. Das Bett ist wohl doch nicht so angenehm, wie ich vorher dachte. Ich spüre jede Ader meines Körpers, als ich mich aufrichte und mir die Augen reibe. Als ich die anderen noch jungen Gefährten sehe, stelle ich erst richtig fest, dass ich jetzt ein Teil einer größeren und ehrenhaften Gemeinschaft bin. Ich werde ihnen mit allem was ich kann beweisen, dass ich das Zeug dazu habe, zu ihnen zu gehören. Jeder Knochen meines Körpers bebt bei dem Gedanken daran, gemeinsam mit anderen in den Kampf zu ziehen. Merkwürdige Knochen. Ich lache kurz auf wegen meinem Gedanken, woraufhin meine Mitbewohner mich verwirrt anschauen. "Alles in Ordnung?", fragt mich ein Mädchen. "Ja, alles Bestens. Danke der Nachfrage.", sage ich lachend.

Nachdem wir uns alle einigermaßen hergerichtet haben, verlassen wir unseren Schlafsaal. Ich habe mir selbstverständlich meinen Zweihänder an den Rücken gebunden. Ohne ihn gehe ich nirgendwo hin. Nicht einmal in mein eigenes Haus oder zu Freunden. Man kann ja nie wissen ...
"Dann lasst uns mal zum Frühstücken gehen. Oben in der Halle wartet dein erstes gemeinsames Frühstück, Arthura.", sagt eine meiner Mitbewohnerinnen. Obwohl wir uns gestern noch lange unterhalten haben, kann ich sie gerade nicht beim Namen nennen. Ich muss zuerst meine Gedanken wieder in Ordnung bringen. Die einzigen drei Namen, die sich fest in meinen Kopf gebrannt haben, sind Kodlak, Farkas und Vilkas. Ich denke auch, dass die drei zu den großen Drei der Gefährten gehören. Bestimmt sind es noch mehr, die zum engeren Kreis gehören. Sie nennen diese Anfrührer-Gruppe ja Zirkel. Ob ich jemals zu diesem Zirkel dazugehören würde, wage ich zu bezweifeln.

Voller Tatendrang gehen wir durch das Eingangstor und die Stufen nach oben bis wir in der großen Halle von Jorrvaskr stehen und einen Tisch mit herrlich vielen und köstlichen Lebensmitteln vor uns sehen. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, als ich das viele leckere Essen sehe. Ich nehme meinen Platz ein, den mir Kodlak zuweist, als ich noch nicht einmal richtig beim Tisch angekommen war. "Setzt Euch doch, Kind.", sagt er und zeigt auf den Stuhl neben sich. Und wer sitzt auf der anderen Seite meines Platzes, auf der linken Seite? Niemand anders als Farkas! "Hey Arthura. Schön, Euch wieder zu sehen. Habt Ihr gut geschlafen?", begrüßt Farkas mich. "Oh, danke, gleichfalls. Sehr gut. Und ihr?" "Joa, auch. Wie jede Nacht einfach.", antwortet er, allerdings mit gewechselter, viel ernsterer Tonlage. Habe ich was Falsches gesagt? Ich achte nicht weiter darauf, sondern nehme mir ein Stück Apfelkuchen. "Oh heute ist so ein wundervoller Tag draußen! Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern! Alles herrlich!", sagt ein weibliches Mitglied, das ich noch nicht kenne. "Ja, allerdings. Dieser Tag muss einfach genossen werden! Leider ist das aber heute für zwei von uns nicht möglich. Ich habe einen Spezialauftrag, der so schnell es geht erledigt werden muss.", antwortet Kodlak und sieht dabei zu mir herüber. Erst dachte ich, er meint wirklich mich damit, doch als Farkas antwortet, ist mir alles klar. "In Ordnung. Ich werde diesen Auftrag erledigen.", sagt er und beißt anschließend von seinem Brot ab. "Sehr gut. Ich will aber, dass du jemanden mitnimmst, Farkas. Am besten unseren Neuling hier. Ich will testen, ob sie es auch schafft, sich gegen Krieger der Silbernen Hand durchzusetzen.", sagt Kodlak und Farkas nickt bestätigend. "Ihr habt es gehört, Arthura. Ein Abenteuer wartet auf uns.", sagt Farkas, schiebt seinen Stuhl zurück, steht auf und beißt nochmals kräftig von seinem Brot ab. "Esst euren Apfelkuchen zu Ende und geht dann mit mir nach draußen zum Trainingsplatz. Ich muss euch vorher noch etwas zeigen." Zur Antwort nicke ich, da ich durch meinen vollen Mund nicht im Stande bin, zu antworten. "Wo ist eigentlich Vilkas?", fragt eine Frau plötzlich, die sich vorher mit einem älteren Mann wild über die sogenannte "Silberne Hand" unterhalten hat. "Das weiß ich nicht, Aela. Aber ich vermute, dass er draußen beim Trainingsplatz ist.", antwortet Kodlak.

Wenige Minuten später treten Farkas und ich nach draußen ins Freie. Die Frau von vorhin hatte Recht: Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und weit und breit ist keine Gefahr auszumachen. Dennoch müssen Farkas und ich aufbrechen, um ein Buch zu finden. Für Kodlak ist es von wichtiger Bedeutung. Warum, wagte ich nicht zu fragen. Es ist nur bekannt, dass es in den Händen der Erzfeinde der Gefährten ist: Der Silbernen Hand. Eine Gruppe von Kämpfern, die den Gefährten ständig Ärger bereitet.
Wir treten auf die Terasse und dann schließlich auf den Steintrainingsplatz, der von Zielscheiben und Trainingspuppen umringt ist.

"Mir ist es wichtig, Arthura, dass Ihr Euch auf die Kämpfe konzentriert, die wir gemeinsam führen werden gegen unsere Gegner, die Silberne Hand. Egal, was passiert, lasst euch nicht davon abschrecken, verstanden?", redet Farkas auf mich ein. Ich begreife nur noch nicht so ganz, was er mir damit sagen will, trotzdem nicke ich und bestätige es. Im nachdenklichen Zustand lässt Farkas mich zurück. Er muss noch einmal kurz in sein Zimmer und etwas holen. Ich soll währenddessen hier draußen warten und mich mental auf unseren Auftrag vorbereiten.
Gesagt, getan.
Jetzt stehe ich hier mitten auf dem Trainingsplatz. Von anderen Gefährten oder Bewohnern Weißlauf ist hier momentan nichts zu sehen.

Vilkas
Leise stehe ich am Rand, angelehnt an die Wand. Ich habe Farkas' Gespräch mit Arthura genau beobachtet und mithilfe meiner Werwolfsohren belauscht. Einen Auftrag? Kodlak schickt Farkas mit Arthura auf eine Mission, während ich weiterhin Verbrecher fangen und eliminieren darf? Na großartig. Ich war schon lange nicht mehr auf einer so richtigen Abenteuer-Mission. Aber wenn Kodlak wollte, dass Arthura nur mit meinem Bruder loszieht, dann muss ich das so akzeptieren. Plötzlich läuft mir ein Schauer über den Rücken. Farkas mit Arthura alleine im Kampf? Ich vermute, Kodlak legt es darauf an, dass die junge Kriegerin meinen Bruder im ungewöhnlichen Zustand sieht. Heißt, als Werwolf. Sie wird bald erfahren, was wir wirklich sind. Wird sie dann fliehen? Wie einige vor ihr? Oder wird sie bleiben und uns unterstützen? Für was sie sich auch entscheiden wird: Sobald sie wieder da sind wird das der Moment der Wahrheit. Meine Muskeln spannen sich, als ich sehe, dass Farkas zurück in die Halle geht und Arthura draußen alleine stehen lässt. Ich muss mit ihr reden. Jetzt oder nie.

Arthura
Soll ich meinen Zweihänder herausholen und gegen die Trainingspuppe schlagen? Ich wäge kurz alle Vor- und Nachteile ab und entscheide mich dann dagegen. Ich muss meine Kräfte sparen, immerhin kämpfen wir gleich gegen richtige Gegener und nicht gegen Holz und Stroh. Als ich Schritte höre, drehe ich mich um und sehe in ein mir inzwischen vertrautes Gesicht. Es ist Vilkas. Er sieht irgendwie erschöpft aus. Doch nach dem Grund zu fragen, traue ich mich nicht. "Guten Morgen Arthura. Alles in Ordnung?", begrüßt er mich.

Ich sehe in seine goldenen Augen, die gestern noch voller Kampfesgeist geleuchtet haben. Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Eher Furcht. "Ja, danke. Alles Bestens. Ich bereite mich nur gerade auf meine erste Gefährten-Mission vor.", antworte ich ihm schließlich. Heute ist er wesentlich freundlicher, als gestern. "Ja, ich habe schon davon gehört, dass Euch Kodlak einen Auftrag gegeben hat.", er hält kurz inne, ehe er fortfährt. "Ich wollte Euch nur sagen, dass Ihr auf Euch aufpassen sollt, wenn Ihr gegen diese Silberne Hand kämpft. Sie sind unberechenbar und machen keinen Halt vor kräftigen Schwerthieben. Nicht vor Männern, nicht vor Frauen. Nicht einmal Kinder werden verschohnt." Ich höre ihm aufmerksam zu. Das ist echt lieb von ihm. "Danke für Euren Rat, Vilkas. Ich werde mich im Kampf daran erinnern.", antworte ich ihm und sehe, wie ganz kurz ein Lächeln über seine Lippen huscht. Ehe ich noch weiter auf ihn eingehen kann, kommt bereits Farkas zurück. Er begrüßt seinen Bruder mit einem kräftigen Schlag auf die Schulter. Das scheint wohl ihre brüderliche Verhaltensweise vor dem Kampf zu sein. "Bereit zum Aufbruch, Arthura?", fragt Farkas mich dann anschließend. "Ja, ich bin bereit.", sage ich zu Farkas, lächle Vilkas aber nochmal zu, ehe ich mich umdrehe. Vilkas Reaktion darauf bekomme ich nicht mehr mit, denn wir sind bereits ziemlich schnell hinter dem großen Gebäude von Jorrvaskr um die Ecke gebogen, auf dem Weg zu den Stadttor von Weißlauf.

ENDE des 3. Teils.
Ich hoffe, euch hat der nächste Teil gefallen!
Freue mich über Feedback! :D
LG
Anna

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"Ich kann deinen Herzschlag hören." - Teil 4

"Ich kann deinen Herzschlag hören."
Teil 4

Langsam gehen wir auf die Stadttore von Weißlauf zu. Ich weiß nicht genau, was unser Ziel ist, aber ich freue mich auf das Abenteuer. Farkas kommt mir mit seinen kräftigen Muskeln so vor, wie ein großer Bär. Allerdings wie ein lieber Bär, trotz seines Zweihänders, der allerdings ein anderes Modell ist, als Vilkas und ich es haben. Mich erstaunt es immer wieder, dass die beiden Zwillingsbrüder sind. Bis auf den Ausdruck in ihren Gesichtern ist alles komplett unterschiedlich. Vilkas ist viel kleiner und dünner. Er platzt nicht so vor Muskeln, wie Farkas. Was die Haare betrifft, hat Vilkas auch viel kürzere, als sein Bruder. Beide haben allerdings einen Stoppelbart und diese schwarzen Ringe um die Augen. Sie sind keines Wegs unattraktiv. "Bereit für Kodlaks Mission?", reißt mich Farkas plötzlich aus meinen Gedanken. Ich nicke. "Natürlich. Ist ja meine erste richtige Mission.", antworte ich. "Das ist korrekt. Wenn du Tipps brauchst, wie du dich mit deiner Stahlplattenrüstung effektiver schützen kannst, dann frag mich, ja? Ich bin zwar nicht so intelligent, wie mein Bruder, aber DAS kann ich. Er kann dir übrigens beim Zweihänder helfen. Er ist der beste Zweihänder-Trainer, den ich kenne. Ein Meister seines Handwerks." Dankbar für die Ratschläge nicke ich.
Inzwischen sind wir schon am alten Wachturm von Weißlauf vorbei, der mehr einer Ruine, als einem Gebäude gleicht. Hier habe ich meinen ersten Drachen erlegt und die Stimmen der Graubärte gehört. Es war damals ein merkwürdiges Gefühl, als ich meine erste Drachenseele in mich aufnahm. Mit jedem Kampf wird diese Macht in mir stärler, was mir oft ziemlich Angst macht. Farkas und ich sprinten den Rest des Weges, denn ganz so weit ist das Zwischenlager der Silbernen Hand nicht entfernt, wie ich eben erfahren habe. Nach ein paar Minuten durch dichten Wald laufen, spüre ich bereits, wie meine Kraft und Ausdauer nachlässt. Der Zweihänder auf meinem Rücken wiegt im Moment ein gefühlt volles Fass. "Ganz schön anstrengend, was? Keine Sorge, gleich sind wir da." Ich schnaube, als ich Farkas' Worte höre. "Gleich" klingt für mich immer nach "in einer Stunde", doch zu meiner Überraschung geht Farkas zum Fuße eines Felsvorsprungs, hebt das Hängemoos hoch, das auf dem Felsen wächst und gibt damit den Eingang zu einer Höhle frei. Erstaunt atme ich auf. "Den Eingang hätte ich so schnell niemals gefunden.", sage ich. Farkas lacht. "Was glaubst du wohl, warum das ein geheimes Lager ist?"

Als wir die Höhle betreten, kommt mir gleich ein miefender Geruch entgegen. Eine Mischung aus Blut, nasser Erde und verdorbenem Fleisch. "Wäh! Was ist das denn?!" "Du willst es gar nicht wissen.", kontert Farkas. "Folgt mir jetzt, aber leise.", befiehlt er mir, ehe ich etwas erwidern kann. Ich folge ihm. Leise. Auf jeden Schritt achtend. Ich habe hier in Himmelsrand schon die Erfahrung gemacht, dass jeder falsche Schritt hier tödlich sein kann. Plötzlich bleibt Farkas stehen und lauscht. "Nicht bewegen!" Ich gehorche meinem neuen Freund, auch, wenn ich selber nichts bemerkt habe. Plötzlich kracht es ganz laut links von mir, die Wand wird aufgesprengt und ein Draugr kommt heraus. Dieses halb skelett-artige Wesen sieht echt grauenvoll aus. Durch die Dunkelheit habe ich jetzt erst bemerkt, dass ein brauner Sarg an die Wand angelehnt war. Adrenalin schießt in mir hoch. Aus Reflex ziehe ich meinen Zweihänder, schlage einmal kräftig um mich und sehe, wie mein Gegner zu Boden fällt und das helle Licht in seinen Augen erlischt. Diese Sache erinnert mich immer total stark an Maschinen. Viele Grabstädte und Kerker sind voll von diesen Draugr. Wo kommen die nur alle her und wer macht die ständig lebendig?

Wenige Minuten später erreichen wir einen großen Raum, der zwei weitere Ausgänge besitzt. Allerdings ist einer von ihnen verschüttet. Ein Teil es Innenraums ist jedoch noch erhalten gebliebe. Dort befindet sich ein Hebel, mit dessen Hilfe man vielleicht die verschlossene Tür des anderen Ausgangs öffnen könnte. Schnell laufe ich zu dem Hebel, ohne das Fallgitter zu bemerken, dass in dem Moment nach unten zischt, als ich den Hebel betätige. Ich bin eingeschlossen! "Mist! Nein! Farkas!" Farkas will mir gerade helfen, als wir unerwarteten Besuch aus dem jetzt geöffneten Raum bekommen. "Mitglieder der Silbernen Hand!", erklärt Farkas mir, bevor sich diese selber vorstellen können. Sie tragen silberne Schwerter, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Sie sehen schwerer aus, als die gewöhnlichen Stahlschwerter und sie haben edle Verzierungen am oberen Ende der Klinge. Ansonsten sehen die Angreifer aber nicht anders aus, als gewöhnliche Banditen. "Na? Überrascht?", fragt eine Frau mit blonden, fast weißen Haaren, gebleckten Zähnen und Streitkolben in der Hand an mich gewandt. Sie scheint die Anführerin der fünfköpfigen Gruppe zu sein und das, obwohl sie die einzige Frau ist. Ziemlich ungewöhnlich. Farkas wendet sich durch die Gitterstäbe an mich. "Egal, was du jetzt siehst, bitte vergesse das Bild des kräftigen Bären nicht, ja?" Vollkommen perplex und irritiert nicke ich. Was meint er damit? Hat er meine Gedanken gelesen? Ehe ich eine Antwort auf diese Fragen bekommen kann, bleibt mir die Spucke weg. Die Silberne Hand greift an und Farkas bleibt stehen, den Zweihänder nicht in den Händen haltend, sondern weiterhin am Rücken festgebunden. "Was tust du da, Farkas?" Doch ich bekomme keine Antwort. Stattdessen höre ich das Kriegsgeschrei der "Silbernen Hand"-Truppe, die Stimme der Anführerin am lautesten. "Ihr seid in weniger als einer Sekunde tot!", brüllt sie. "Glaube ich nicht so ganz.", kontert Farkas, ehe er seine Hände in die Luft reckt und ich sehe, wie sein Körper eine andere Form annimmt. Was ist denn jetzt los? Panisch falle ich nach hinten zurück, nur mein Zweihänder verhindert einen starken Aufprall an der Felsenwand. Ich atme hektisch, als ich Farkas mit braunem Fell und gewaltigen Krallen sehe. Erst dachte ich, er sei ein Bär, aber als er dann Geräusche machte, wusste ich sofort, dass er ein Wolf ist. Ein Werwolf! Ehe die Anführerin reagieren könnte, lag sie und ihre Truppe schon tot und verletzt auf dem Boden. Ich habe das alles gar nicht mitbekommen, meine Sinne sind wie benebelt. Plötzlich höre ich ein Knacken und das Fallgitter fährt hoch. Ich stehe auf und halte mir meinen dröhnenden Kopf. Farkas kommt zurück, allerdings in Menschengestalt. Ich atme hektisch. "Ich weiß, dass du jetzt sicher sehr viele Fragen hast. Lass uns diese Mission beenden, danach wird Kodlak dir alles erzählen, was du wissen willst." Ich nicke, im Moment noch etwas unfähig, mich zu bewegen. Ich habe so viele Fragen an ihn. Sofort stelle ich die Erste: "Woher wusstest du das mit dem Bären?" Farkas lacht. "Ich wusste, dass du das fragst. Keine Sorge, ich kann keine Gedanken lesen. Ich habe nur, als wir nebeneinander gegangen sind, ganz stark den Geruch eines Bären vernommen, als wir auf freiem Feld waren." Ich schaue ihn überrascht an. Grinsend ergänzt er: "Neee, das war doch nur ein Scherz. Einige vergleichen mich oft mit einem Bären. Zu oft für meinen Geschmack. Aber das mit dem Bären-Geruch stimmt trotzdem. Ich habe Tatzenabdrücke im schlammigen Boden gesehen." Ich atme fassungslos auf. Das eben hatte sich so wie ein Eingriff in meine Privatsphäre angefühlt. Wir ruhen uns kurz aus und gehen dann vorsichtig weiter.

Nach ein paar weiteren Draugr-Kämpfen haben wir endlich unser Ziel erreicht. Die Tür vom Hauptraum ist vor uns und Farkas hat mich damit beauftragt, das Schloss zu knacken. Gesagt getan. Nach zwei Minuten und mit zwei kaputten Dietrichen, ist die Tür endlich offen. Wir treten ein und bekommen gleich Gesellschaft vom Rest der Besatzung des Lagers. Zwei Frauen und drei Männer, wovon einer der Anführer ist. Das Beste ist immer, den Anführer zuerst zu erledigen, also greife ich nach meinem Bogen, um ihn aus der Ferne zu töten, doch Farkas hält mich zurück. Noch haben uns diese Leute nämlich nicht entdeckt und Farkas hat einen anderen Plan. Er flüstert mir zu. "Wir sind beide schon sehr erschöpft, nicht wahr? Wie wäre es, wenn wir jemanden für uns arbeiten lassen?" Farkas hat meine Aufmerksamkeit geweckt. "Wir brauchen nur das Buch dort drüben.", er zeigt auf ein Pult, auf der rechten Seite an der Wand. Dort liegt ein Buch mit blauem Einband. Ich nicke. "Siehst du das Öl, das auf dem Boden verteilt ist?" Ich nicke erneut. Da die Tür uns unmittelbar hinter eine Steinmauer geführt hat und die Mitglieder der Silbernen Hand dahinter stehen, hören wir nur ihre Stimmen. Ich habe jedoch Sichtkontakt zum Anführer, der uns gegenüber, gute 20 Meter entfernt, auf einem Thron sitzt. Er hat uns bis jetzt nicht bemerkt, da er den Gesprächen der anderen aufmerksam zuhört und ein Teil der Wand einen großen Teil seiner Sicht zu uns versperrt. "Siehst du auch die Feuer-Lampen drüber?", fragt Farkas weiter. Nach einem kurzen Blick nach oben bestätige ich auch diese Frage mit einem Nicken. "Sehr gut, dann weißt du ja jetzt, was du zu tun hast, sobald ich das Buch in den Händen halte. Ich werde mich dorthin schleichen, obwohl alle die Sicht auf das Pult haben, ehe mich einer angreifen kann, hast du deinen Pfeil schon abgeschossen, der das Seil zur Befästigung der Lampe abschneidet und den Raum mit Feuer aushüllt. Alles klar?" Ich nicke und flüstere als Ergänzung nochmal ein "Alles klar." zurück.

Dann geht's auch schon los. Farkas kriecht auf dem Boden, langsam und mit gleichmäßigen Schritten Richtung Pult, während ich meinen Bogen fest umklammere und bereits einen Pfeil aus meinem Köcher fische. Inzwischen ist Farkas nur noch wenige Meter entfernt und bald werden die anderen ihn entdecken. Ich lege den Pfeil an und warte auf Farkas' Zeichen, die Pfeilspitze auf das Seil gerichtet. Noch wenige Sekunden. Im Kopf zähle ich einen Countdown. "Habt ihr das auch gehört?" "Da! Seht nur! EINDRINGLING!", alle schreien wild durcheinander und laufen mit gezückten Waffen Richtung Farkas. Auch der Anführer, was mir das Zielen auf ihn jetzt nicht mehr so einfach macht. Ich sehe, wie Farkas das Buch packt und ganz laut: "JETZT!", ruft. Sofort lässt meine Hand den Pfeil los, ohne, dass ich nochmal geschaut habe, wohin er fliegt. Er verfehlt das Seil und landet stattdessen im Holzrahmen des Throns. Wütend schnaube ich und greife nach dem nächsten Pfeil. "Da sind noch mehr!", ruft eine der Frauen, als sie der Herkunft des Pfeils mit ihrem Blick gefolgt ist und mich entdeckt hat. "Gebt uns sofort dieses Buch zurück! In falschen Händen ist es eine perfekte Waffe!", ruft der Anführer. "EIn Glück, dass wir es den falschen Händen jetzt entrissen haben!", brüllt Farkas zurück. Ich habe inzwischen endlich den zweiten Pfeil eingelegt und schieße erneut. Dieses Mal verfehlt er das Seil nur knapp. Wütend schreie ich. Unsere Gegner sind fast bei uns. Ich werfe Farkas den Bogen zu, der ihn gerade noch auffangen kann. Das Buch fällt auf den Boden, doch Farkas hat sofort verstanden. Ich packe meinen Zweihänder und ziehe ihn aus seiner Befästigung am Rücken. Sofort schlage ich zu und schaffe somit einen Abstand zwischen der Silbernen Hand und uns, während Farkas einen weiteren Pfeil, genauer gesagt, den letzten seiner Art, aus meinem Köcher zieht und auf das Seil zielt. Dieses Mal trifft er auf Anhieb, packt mich an der Schulter und zieht mich gemeinsam mit dem Buch aus dem Raum. Meine Klinge kann gerade noch einen Gegner streifen, als ein gewaltiger Schlag ertönt und der ganze Raum in Flammen aufgeht. Ich atme hektisch auf, den Griff meines Zweihänders fest umklammert. Ihn lasse ich nicht mehr los. Farkas schleppt uns nach draußen und haut die Tür des Raumes vor uns zu, sodass die anderen nicht mehr heraus kommen. "Das ist total brutal.", sage ich wütend. "Aber effektiv. Glaub mir, Arthura, die Silberne Hand verdient nichts anderes. Seit Jahrhunderten jagen sie uns und unser Eins. Sie wollen uns auslöschen, bis keiner von uns mehr übrig bleibt." "Uns?" "Uns Werwölfe." "Ach deswegen das Ganze mit den größten Feinden.", antworte ich. Farkas nickt als Antwort. "Komm jetzt, wir gehen nach Hause." Ich nicke. Nichts wie zurück nach Jorrvaskr. Wenigstens haben wir jetzt das Buch und erstaunlicher Weise nur ein paar Kratzer.

Inzwischen ist es Nacht geworden, als wir die Tore Weißlaufs erreichen. Ich spüre jeden Knochen meines Körpers und wieder einmal drückt das Gewicht meines Zweihänders auf meine Schultern. "Farkas, bist du mir böse, wenn ich heute Nacht in meinem Haus, im Brisenheim schlafe?", frage ich ihn. Farkas wirkt erst etwas verdutzt über meine Frage, nickt aber dann. "Natürlich. Kommst du morgen wieder zu uns?", fragt er dann. "Ich denke darüber nach.", antworte ich und merke, wie Farkas schluckt. Ich bin so erschöpft, dass ich gerade gar nicht denken kann. "Weißt du, es ist noch nicht so spät heute. Wir hatten mit dir eigentlich noch etwas vor.", sagt Farkas. "Ja? Was denn?", antworte ich. "Ach, passt schon. Dann eben morgen. Schlaf gut.", sagt er und geht geradewegs Richtung Jorrvaskr, das Buch fest umklammert, fast so, als hätte er Angst, jemand würde es ihm gleich wieder stehlen. Ich schüttle den Kopf und krame meinen Schlüssel aus meiner Tasche, um die Tür zum Brisenheim zu öffnen. Zeit Lydia zu erzählen, was passiert ist und Zeit zum Schlafen.

Vilkas
Seit Stunden gehe ich schon abwechselnd vom Speisetisch zum Trainingsplatz, dann zum Eingang von Jorrvaskr und wieder zurück. Ich bin unendlich nervös. Werden sie das Buch bekommen? Das Buch, das uns helfen wird, vom Bestienblut befreit zu werden? Wird Arthura wieder mitkommen? Und wenn ja, wird sie es akzeptieren, dass wir Werwölfe sind? Ich habe Angst. Angst davor, sie zu verlieren, obwohl ich sie gerade mal ein paar Tage kenne. Ergibt das einen Sinn? Endlich, nach gefühlten 100 Stunden, die in Wirklichkeit nur ein Tag waren, sehe ich die vertraute Statur meines Bruders um die Ecke biegen und die Stufen nach Jorrvaskr erklimmen. "Bruderherz! Ihr seid zurück!", begrüße ich ihn doch ich bleibe überrascht stehen, als ich sehe, dass er alleine ist. "Wo ist Arthura? Ist sie ...?", "Hey Bruder, nein, nein. Keine Sorge. Sie ist wohlauf. Nur erschöpft und hat sich bei sich zu Hause schlafen gelegt.", antwortet Farkas. "Hat sie dich ... in deinem ungewöhnlichen Zustand gesehen?", frage ich ihn vorsichtig. Ich merke, wie Enttäuschung in meiner Stimme mitschwenkt. Immerhin hat sie, dadurch, dass sie die Mission überlebt hat, die Aufnahmeprüfung bestanden und wäre damit in den Kreis der Gefährten mitaufgenommen worden. Aber sie ist jetzt ja nicht mitgekommen. Farkas nickt. "Ja, hat sie. Sie hat es gut verkraftet. Besser, als manch andere.", antwortet mein Bruder. "Und ich habe das Buch dabei.", ergänzt er noch, geht an mir vorbei und geht durch die Tür in die alte Methalle. Ich bleibe noch draußen am Eingang stehen und beobachte den großen Baum auf dem Platz und den lilanen Himmel, während die Sonne untergeht. Eine herrliche Stimmung. Ich genieße kurz den Augenblick und insgeheim starre ich auf den Torbogen unten auf dem Platz, in der Hoffnung, Arthura würde gleich kommen. Aber sie kommt nicht. Leicht enttäuscht drehe ich mich um und betrete dann die Halle. Zeit zum Essen.

Arthura
Nachdem ich Lydia einiges vom Kampf erzählt, etwas gegessen und ein paar Stunden geschlafen habe, beschließe ich - mitten in der Nacht - zurück nach Jorrvaskr zu gehen. Ich kann nicht lange schlafen. Ich habe Lydia nichts von der Werwolf-Verwandlung erzählt, weil es sich nicht gut anfühlt, so etwas auszuplaudern. Es ist wie ein Geheimnis, das gehütet werden muss. Außerdem will ich nicht, dass die Gefährten ihren Ruf verlieren. Mit Zweihänder am Rücken, gereinigter Rüstung und guter Ausstattung an Zaubertränken und frischem Apfelkuchen von Lydia, verlasse ich mein Haus und gehe zur alten Methalle. Die Fenster sind bereits finster, also beschließe ich hinten, vom Hinterhof aus reinzugehen. So kommt man am Besten und am Lautlosesten zu den Schlafsälen. Plötzlich höre ich Stimmen. Zwei vertraute Stimmen. Es sind die von Farkas und Vilkas. Als ich um die Ecke biege, sehe ich die beiden auf einem Heuhaufen mitten auf dem Platz liegen. Sie liegen Kopf an Kopf und schauen in den herrlich klaren Sternenhimmel. Über was sie gerade reden, weiß ich nicht. Aber ich beginne zu Lächeln und komme näher. "Was für eine perfekte Nacht, um so einer Beschäftigung nachzugehen.", sage ich vorsichtig, weil ich sie nicht erschrecken will. Als wüssten sie schon längst, dass ich da bin, sagt Farkas ganz cool: "Leg' dich doch zu uns." "Gerne.", antworte ich und lege mich zwischen die beiden, sodass auch mein Kopf bei ihrem Kopf liegt. Irgendwie ist es ein schönes Gefühl, diese beiden Männer um sich rum zu haben. Sie strahlen absolute Stärke und Sicherheit aus. Es war die beste Idee meines Lebens, zu den Gefährten zu gehen und überhaupt auf den Gedanken zu kommen, mich ihnen anzuschließen. "Willkommen im Reich der Sternen-Beobachter.", sagt Vilkas und lächelt mich an, als wir beide gleichzeitig den Kopf heben, um uns in die Augen zu sehen. "Danke.", antworte ich. "Ich finde es übrigens toll, dass ihr Werwölfe seid und mir macht das keine Angst.", ergänze ich nach ein paar Sekunden stille. Ich höre, wie beide erleichtert aufatmen. Dann lächle ich.
Da die Nacht herrlich warm ist, friert auch keiner von uns, also ist das Liegen hier richtig bequem und angenehm. Wir unterhalten uns über alltägliche Dinge und TIpps im Kämpfen und versuchen ein paar Sternenbilder zu interpretieren. Nach ein paar Stunden wird es etwas stiller. Dann schlafen wir gemeinsam unter dem klaren Sternenhimmel ein.

ENDE des 4. Teils.

Ich hoffe, euch hat das 4. Kapitel gefallen! :D
Ich weiß, es ist etwas lang geworden, aber dafür musstet ihr auch etwas länger auf die Fortsetzung warten.
Die Quests an sich schreibe ich allerdings etwas um, weil es so besser in meine ausgedachte Story passt. :) Es wird also nicht mehr ganz getreu nach dem echten Skyrim-Quest-Reihe ablaufen. Nur zur Info an euch. :D
Ich hoffe, euch hat dieses Kapitel gefallen und ihr lasst mir euer Feedback da! :)
Liebe Grüße,
Anna

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