"Ich kann deinen Herzschlag hören." - Teil 3

"Ich kann deinen Herzschlag hören."
Teil 3

Arthura
Als ich aufwache, spüre ich gleich heftige Rückenschmerzen. Das Bett ist wohl doch nicht so angenehm, wie ich vorher dachte. Ich spüre jede Ader meines Körpers, als ich mich aufrichte und mir die Augen reibe. Als ich die anderen noch jungen Gefährten sehe, stelle ich erst richtig fest, dass ich jetzt ein Teil einer größeren und ehrenhaften Gemeinschaft bin. Ich werde ihnen mit allem was ich kann beweisen, dass ich das Zeug dazu habe, zu ihnen zu gehören. Jeder Knochen meines Körpers bebt bei dem Gedanken daran, gemeinsam mit anderen in den Kampf zu ziehen. Merkwürdige Knochen. Ich lache kurz auf wegen meinem Gedanken, woraufhin meine Mitbewohner mich verwirrt anschauen. "Alles in Ordnung?", fragt mich ein Mädchen. "Ja, alles Bestens. Danke der Nachfrage.", sage ich lachend.

Nachdem wir uns alle einigermaßen hergerichtet haben, verlassen wir unseren Schlafsaal. Ich habe mir selbstverständlich meinen Zweihänder an den Rücken gebunden. Ohne ihn gehe ich nirgendwo hin. Nicht einmal in mein eigenes Haus oder zu Freunden. Man kann ja nie wissen ...
"Dann lasst uns mal zum Frühstücken gehen. Oben in der Halle wartet dein erstes gemeinsames Frühstück, Arthura.", sagt eine meiner Mitbewohnerinnen. Obwohl wir uns gestern noch lange unterhalten haben, kann ich sie gerade nicht beim Namen nennen. Ich muss zuerst meine Gedanken wieder in Ordnung bringen. Die einzigen drei Namen, die sich fest in meinen Kopf gebrannt haben, sind Kodlak, Farkas und Vilkas. Ich denke auch, dass die drei zu den großen Drei der Gefährten gehören. Bestimmt sind es noch mehr, die zum engeren Kreis gehören. Sie nennen diese Anfrührer-Gruppe ja Zirkel. Ob ich jemals zu diesem Zirkel dazugehören würde, wage ich zu bezweifeln.

Voller Tatendrang gehen wir durch das Eingangstor und die Stufen nach oben bis wir in der großen Halle von Jorrvaskr stehen und einen Tisch mit herrlich vielen und köstlichen Lebensmitteln vor uns sehen. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, als ich das viele leckere Essen sehe. Ich nehme meinen Platz ein, den mir Kodlak zuweist, als ich noch nicht einmal richtig beim Tisch angekommen war. "Setzt Euch doch, Kind.", sagt er und zeigt auf den Stuhl neben sich. Und wer sitzt auf der anderen Seite meines Platzes, auf der linken Seite? Niemand anders als Farkas! "Hey Arthura. Schön, Euch wieder zu sehen. Habt Ihr gut geschlafen?", begrüßt Farkas mich. "Oh, danke, gleichfalls. Sehr gut. Und ihr?" "Joa, auch. Wie jede Nacht einfach.", antwortet er, allerdings mit gewechselter, viel ernsterer Tonlage. Habe ich was Falsches gesagt? Ich achte nicht weiter darauf, sondern nehme mir ein Stück Apfelkuchen. "Oh heute ist so ein wundervoller Tag draußen! Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern! Alles herrlich!", sagt ein weibliches Mitglied, das ich noch nicht kenne. "Ja, allerdings. Dieser Tag muss einfach genossen werden! Leider ist das aber heute für zwei von uns nicht möglich. Ich habe einen Spezialauftrag, der so schnell es geht erledigt werden muss.", antwortet Kodlak und sieht dabei zu mir herüber. Erst dachte ich, er meint wirklich mich damit, doch als Farkas antwortet, ist mir alles klar. "In Ordnung. Ich werde diesen Auftrag erledigen.", sagt er und beißt anschließend von seinem Brot ab. "Sehr gut. Ich will aber, dass du jemanden mitnimmst, Farkas. Am besten unseren Neuling hier. Ich will testen, ob sie es auch schafft, sich gegen Krieger der Silbernen Hand durchzusetzen.", sagt Kodlak und Farkas nickt bestätigend. "Ihr habt es gehört, Arthura. Ein Abenteuer wartet auf uns.", sagt Farkas, schiebt seinen Stuhl zurück, steht auf und beißt nochmals kräftig von seinem Brot ab. "Esst euren Apfelkuchen zu Ende und geht dann mit mir nach draußen zum Trainingsplatz. Ich muss euch vorher noch etwas zeigen." Zur Antwort nicke ich, da ich durch meinen vollen Mund nicht im Stande bin, zu antworten. "Wo ist eigentlich Vilkas?", fragt eine Frau plötzlich, die sich vorher mit einem älteren Mann wild über die sogenannte "Silberne Hand" unterhalten hat. "Das weiß ich nicht, Aela. Aber ich vermute, dass er draußen beim Trainingsplatz ist.", antwortet Kodlak.

Wenige Minuten später treten Farkas und ich nach draußen ins Freie. Die Frau von vorhin hatte Recht: Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und weit und breit ist keine Gefahr auszumachen. Dennoch müssen Farkas und ich aufbrechen, um ein Buch zu finden. Für Kodlak ist es von wichtiger Bedeutung. Warum, wagte ich nicht zu fragen. Es ist nur bekannt, dass es in den Händen der Erzfeinde der Gefährten ist: Der Silbernen Hand. Eine Gruppe von Kämpfern, die den Gefährten ständig Ärger bereitet.
Wir treten auf die Terasse und dann schließlich auf den Steintrainingsplatz, der von Zielscheiben und Trainingspuppen umringt ist.

"Mir ist es wichtig, Arthura, dass Ihr Euch auf die Kämpfe konzentriert, die wir gemeinsam führen werden gegen unsere Gegner, die Silberne Hand. Egal, was passiert, lasst euch nicht davon abschrecken, verstanden?", redet Farkas auf mich ein. Ich begreife nur noch nicht so ganz, was er mir damit sagen will, trotzdem nicke ich und bestätige es. Im nachdenklichen Zustand lässt Farkas mich zurück. Er muss noch einmal kurz in sein Zimmer und etwas holen. Ich soll währenddessen hier draußen warten und mich mental auf unseren Auftrag vorbereiten.
Gesagt, getan.
Jetzt stehe ich hier mitten auf dem Trainingsplatz. Von anderen Gefährten oder Bewohnern Weißlauf ist hier momentan nichts zu sehen.

Vilkas
Leise stehe ich am Rand, angelehnt an die Wand. Ich habe Farkas' Gespräch mit Arthura genau beobachtet und mithilfe meiner Werwolfsohren belauscht. Einen Auftrag? Kodlak schickt Farkas mit Arthura auf eine Mission, während ich weiterhin Verbrecher fangen und eliminieren darf? Na großartig. Ich war schon lange nicht mehr auf einer so richtigen Abenteuer-Mission. Aber wenn Kodlak wollte, dass Arthura nur mit meinem Bruder loszieht, dann muss ich das so akzeptieren. Plötzlich läuft mir ein Schauer über den Rücken. Farkas mit Arthura alleine im Kampf? Ich vermute, Kodlak legt es darauf an, dass die junge Kriegerin meinen Bruder im ungewöhnlichen Zustand sieht. Heißt, als Werwolf. Sie wird bald erfahren, was wir wirklich sind. Wird sie dann fliehen? Wie einige vor ihr? Oder wird sie bleiben und uns unterstützen? Für was sie sich auch entscheiden wird: Sobald sie wieder da sind wird das der Moment der Wahrheit. Meine Muskeln spannen sich, als ich sehe, dass Farkas zurück in die Halle geht und Arthura draußen alleine stehen lässt. Ich muss mit ihr reden. Jetzt oder nie.

Arthura
Soll ich meinen Zweihänder herausholen und gegen die Trainingspuppe schlagen? Ich wäge kurz alle Vor- und Nachteile ab und entscheide mich dann dagegen. Ich muss meine Kräfte sparen, immerhin kämpfen wir gleich gegen richtige Gegener und nicht gegen Holz und Stroh. Als ich Schritte höre, drehe ich mich um und sehe in ein mir inzwischen vertrautes Gesicht. Es ist Vilkas. Er sieht irgendwie erschöpft aus. Doch nach dem Grund zu fragen, traue ich mich nicht. "Guten Morgen Arthura. Alles in Ordnung?", begrüßt er mich.

Ich sehe in seine goldenen Augen, die gestern noch voller Kampfesgeist geleuchtet haben. Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Eher Furcht. "Ja, danke. Alles Bestens. Ich bereite mich nur gerade auf meine erste Gefährten-Mission vor.", antworte ich ihm schließlich. Heute ist er wesentlich freundlicher, als gestern. "Ja, ich habe schon davon gehört, dass Euch Kodlak einen Auftrag gegeben hat.", er hält kurz inne, ehe er fortfährt. "Ich wollte Euch nur sagen, dass Ihr auf Euch aufpassen sollt, wenn Ihr gegen diese Silberne Hand kämpft. Sie sind unberechenbar und machen keinen Halt vor kräftigen Schwerthieben. Nicht vor Männern, nicht vor Frauen. Nicht einmal Kinder werden verschohnt." Ich höre ihm aufmerksam zu. Das ist echt lieb von ihm. "Danke für Euren Rat, Vilkas. Ich werde mich im Kampf daran erinnern.", antworte ich ihm und sehe, wie ganz kurz ein Lächeln über seine Lippen huscht. Ehe ich noch weiter auf ihn eingehen kann, kommt bereits Farkas zurück. Er begrüßt seinen Bruder mit einem kräftigen Schlag auf die Schulter. Das scheint wohl ihre brüderliche Verhaltensweise vor dem Kampf zu sein. "Bereit zum Aufbruch, Arthura?", fragt Farkas mich dann anschließend. "Ja, ich bin bereit.", sage ich zu Farkas, lächle Vilkas aber nochmal zu, ehe ich mich umdrehe. Vilkas Reaktion darauf bekomme ich nicht mehr mit, denn wir sind bereits ziemlich schnell hinter dem großen Gebäude von Jorrvaskr um die Ecke gebogen, auf dem Weg zu den Stadttor von Weißlauf.

ENDE des 3. Teils.
Ich hoffe, euch hat der nächste Teil gefallen!
Freue mich über Feedback! :D
LG
Anna

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